Skandal: Naturzerstörung auf der Fläche des Großen Ochsenkopfes

Skandal: Naturzerstörung auf der Fläche des Großen Ochsenkopfes

Wir verurteilen die Vorgehensweise der RNV aufs Schärfste. Allerdings liegt das eigentliche politische Problem in zwei Gemeinderatsbeschlüssen aus dem Jahr 2021. Entgegen einem Grundsatzbeschluss (2020) des Heidelberger Gemeinderats, die gesamte Fläche Großer Ochsenkopf dauerhaft zu schützen, sind 2021 zwei Teilgrundstücke zur Bebauung für eine Straßenbahnabstellanlage und für die H.I.S.-Schulerweiterung frei gegeben worden. Die nun stattgefundene Rodung ist eine Konsequenz daraus.

Wir lehnen die dezentrale Abstellanlage der RNV auf der Fläche des Großen Ochsenkopfes und die  Erweiterungsbauten der Internationalen Schule (H.I.S.) entschieden ab. Für die Abstellanlage gibt es andere geeignete, schon versiegelte Alternativstandorte, wie von Fachleuten bestätigt wurde.

Der Verursacher der Rodung ist also der Heidelberger Gemeinderat. Die gerodete Fläche ist als Abstellanlage für Straßenbahnen nicht notwendig. Weder in der Bauzeit des neuen Betriebshofs in Bergheim, noch für den späteren erweiterten Öffentlichen Nahverkehr. Während der Bauzeit stehen Abstellflächen u.a. in Edingen zur Verfügung. Die Fläche des neuen Betriebshofs in Bergheim würde bei entsprechender Planung keine weiteren Abstellanlagen erfordern. Das weiß auch die RNV.

Wir fordern den Heidelberger Gemeinderat auf, den Grundsatzbeschluss vom 08.10.2020 zum Schutz der Fläche Großer Ochsenkopf konsequent umzusetzen und diese Fläche im anstehenden Änderungsverfahren des Flächennutzungsplans als Grünfläche auszuweisen.

Wir bitten die Heidelberger Bevölkerung eine Onlinepetition zum Schutz des Großen Ochsenkopfs zu unterzeichnen:

https://www.openpetition.de/petition/online/die-gesamte-unbebaute-flaeche-des-grossen-ochsenkopfs-in-heidelberg-als-gruenflaeche-erhalten

Zum Hintergrund

Aufmerksame Anwohnerinnen der Ochsenkopfsiedlung beobachteten und meldeten am Samstag,

den 25.02.23, den Beginn umfangreicher Rodungsarbeiten im südlichen Bereich des Großen Ochsenkopfs.  Genau dieser Bereich zwischen den Gleisen der RNV (OEG/Linie 5) und der DB umfasst eine großflächige, wild gewachsene und artenreiche Grünfläche mit dichtem Hecken- und Baumbestand, die zahlreichen Insekten, Vögeln und vielen anderen Tier- und Pflanzenarten Nahrung, Unterschlupf und Brutmöglichkeiten bietet. Außerdem steht auf dem Areal eine jahrhundertalte Stieleiche, die unter Naturschutz steht und zum Naturdenkmal werden soll. Auch dieses Areal soll in Kürze im Flächennutzungsplan als Teil des Großen Ochsenkopfs dauerhaft in eine Grünfläche umgewidmet werden. Ein Beschluss des Heidelberger Gemeinderats aus dem Jahr 2020 sieht dies so vor.  Es ist also ein naturschutzrechtlicher und politischer Skandal, was sich dort in den letzten Tagen abspielte.

Wir haben den Bürgerentscheid zum Schutz des Großen Ochsenkopfes 2019 initiiert und dafür gekämpft, dass dieser artenreiche Naturbildungspunkt erhalten bleibt, der auch für das Stadtklima eine bedeutende Rolle spielt (Ventilationsfläche mit hoher klimatischer Bedeutung).

Der Gemeinderat missachtet in Zeiten der Klima- und Artenkrise die stadteigenen Vorgaben und Regelungen des Stadtklimagutachtens, der Baumschutzsatzung und des Klimaschutz-Aktionsplans!  Das Areal wurde z.B. im Stadtklimagutachten 2015 als Freifläche für den Luftaustausch ausgewiesen. Es wurde kein Umwelt- und Artengutachten (Suche nach z.B. Hecken- und Bodenbrütern und Eidechsen) erstellt und Naturschutzverbände / Umweltamt / untere Naturschutzbehörden wurden nicht vorab informiert und beteiligt.

Mit nur 7 qm öffentlicher Grünfläche pro Kopf belegt Heidelberg einen unrühmlichen vorletzten Platz in Baden-Württemberg (Quelle: Nabu). Im grün-schwarzen Koalitionsvertrag des Landes Baden-Württemberg von 2021 ist das Ziel der Netto-Null-Neuversiegelung festgelegt. Auch Heidelberg muss endlich seinen Anteil dazu leisten!

Außerdem fordern wir, dass endlich bestehende Beschlüsse und geltendes Recht in Heidelberg so umgesetzt werden, dass es in Zukunft nicht einer aufmerksamen Bürgerschaft bedarf, um diese Skandale öffentlich zu machen.

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