Fragen und Antworten
Von der Ochsenkopfwiese aus würden sich Neophyten verbreiten. Sie sei deshalb nicht schützenswert und könnte bebaut werden!
Dr. Rainer Zawatzky, Mitglied BUND, NABU und Bündnis Bürgerentscheid Klimaschutz Heidelberg nimmt Stellung:
Die Ochsenkopfwiese stellt in weiten Teilen eine Ruderalfläche dar, ein Biotop aus „zweiter Hand“, das sich über Jahrzehnte auf einem ehemaligen Bahngelände entwickelt hat. Durch menschliche Aktivitäten werden auf solchen Biotopen unweigerlich Neophyten angesiedelt, die sich auf Grund ihrer guten Wuchseigenschaften häufig stark ausbreiten.
Auf der Ochsenkopfwiese trifft dies zu für die Kanadische Goldrute. Durch mehrfache Mahd als einfache Pflegemaßnahme lässt sich diese Pflanze aber gut unter Kontrolle bringen.
Bestände des wesentlich problematischeren Indischen Springkrauts sowie des Japanischen Staudenknöterichs, die weite Teile des Neckarufers besiedeln und kaum zu bekämpfen sind, fehlen dagegen glücklicherweise vollkommen auf der Wiese.
Unter den Gehölzen fehlt auf der Wiese auch der sich stark ausbreitende Götterbaum, ein gefürchteter Neophyt, der schwer zu entfernen ist. Die Ausbreitung von Neophyten auf der Ochsenkopfwiese ist daher erfreulicherweise sehr gering was sicher auch mit der dort herrschenden Nährstoffarmut des Bodens zu tun hat.
Bei einer Artenerhebung auf der Ochsenkopfwiese am 23.06.2017 wurden über 100 verschiedene Pflanzen dort festgestellt. Siehe hier: http://klimaschutz-grosser-ochsenkopf.de/uebersicht__trashed/sachinfos/artenvielfalt-grosser-ochsenkopf/
Die meisten der aufgeführten Blütenpflanzen stellen wichtige Pollen- und Nektarpflanzen für Insekten dar. Im Gegensatz dazu liefern viele Zierblumen – u.a. auch solche, die gern als Blühmischungen an Straßenrändern ausgesät werden – kaum oder gar keinen Pollen, da bei ihnen durch Mutation die pollenbildenden Staubgefäße zu Blütenblättern umgewandelt wurden (sog. „gefüllte“ Blüten).
Als Nahrungsgrundlage für Insekten hat v.a. der Pollen eine wichtige Bedeutung
Über 100 verschiedene Pflanzen auf der Wiese Großer Ochsenkopf:
Ein gut geeigneter Standort für den RNV-Betriebshof?
Eine Arbeitsgruppe von BUND und NABU untersuchte Ende Juni 2017 die Artenvielfalt auf der Wiese Großer Ochsenkopf. Dieses schöne Stück Bergheims liegt am westlichen Rand und sollte, wenn es nach RNV, HSB, Oberbürgermeister und einigen Fraktionen im Heidelberger Gemeinderat gehen würde, alsbald als neuer Standort für den Betriebshof von RNV/HSB dienen, obwohl der jetzige Standort besser geeignet ist. Damit wäre nicht nur die wichtige grüne Aufenthaltsfläche, Klimaausgleichszone im westlichen Bergheim zerstört. Es würden auch weit über 100 seltene Pflanzen dort verschwinden. Bürgerinitiativen und Umweltverbände wollen deshalb die Grünfläche Großer Ochsenkopf erhalten.
Artenerhebung Ochsenkopfwiese am 23.06.2017
während einer 90-minütigen Begehung durch Rudolf Braun, Steffen Heinze, Volker Violet und Rainer Zawatzky
CHARAKTERISIERUNG
1
Auf der gesamten, langgestreckten Wiese dominierte gerade der Glatthafer (Arrhenatherum elatior). Seine gelben, bereits ausgesamten Rispen bestimmten das friedliche Bild zur schon im Westen stehenden Nachmittagssonne hin. Die Wiese ist trocken und besonders im östlichen Bereich um die Sitzgruppe des Volksparkes herum sehr artenreich und schön anzusehen. Hier wächst (spärlich) die hübsche Raue Nelke mit ihren vielen weißen Pünktchen auf den Blütenblättern, eine nicht häufige Pflanze, die auf der Roten Liste Baden-Württembergs auf der Vorwarnstufe steht (Rote Liste V).
2
Zu den Wiesenblumen gesellen sich Gebüsche, Einzelbäume und viele Arten der Wege, Wegränder und Brachflächen, eine sogenannte Ruderalflora. Eine große Rarität und Besonderheit ist, wenngleich unscheinbar, der Krähenfuß (Lepidium dídymum).
Am östlichen Ende, jenseits der Gleise der Linie 5 (OEG), besticht eine beachtliche, solitäre Stiel-Eiche das Auge.
3
Zu den bereits genannten Komponenten des Naturerlebnisraumes kamen Schmetterlingsarten (Weißlinge, Bläulinge, Admiral), andere Insekten (Grashüpfer, Hummeln, eine Grabwespe) und Vogelstimmen (Mönchsgrasmücke, Amsel, Haussperling) hinzu. Ein Weißstorch überflog das Gelände sowie mehrere Rabenkrähen. Während einer NABU-Exkursion mit Sebastian Olschewski konnten wir im Frühjahr 2016 hier 16 Vogelarten zählen.
PFLEGE
Es ist nötig, das gesamte Areal und besonders auch seine Ränder jährlich einmal zu mähen.
NATURSCHUTZ
Weil der Artenreichtum so groß ist, müssen wir dringend vor dem Beginn von Veränderungmaßnahmen eine UVU (Umweltverträglichkeitsuntersuchung) fordern.
ARTENLISTEN
Auf einer Begehung der Ochsenkopfwiese im Juni 2017 haben wir eine große Zahl an Blütenpflanzen und Wildgräsern sowie 20 Gehölze erfasst
Wiesen-Salbei
Echtes Labkraut
Hornklee
Schafgarbe
Wiesenflockenblume
Taubenkropf-Leimkraut
Glatthafer
Bunte Beilwicke
Spitzwegerich
Moschus-Malve
Esparsette
Wiesenlabkraut
Weißklee
Raue Nelke
Kleiner Wiesenknopf
Rauer Löwenzahn
Wiesen-Margerite
Knäuelgras
Wiesenklee
Wiesen-Platterbse
Wiesen-Bärenklau
Feld-Klee
Raue Nelke
Natternkopf
Luzerne
Wegwarte
Breitblättrige Platterbse
Klatschmohn
Johanniskraut
Acker-Schachtelhalm
Kriechendes Fingerkraut
Weiße Lichtnelke
Kratzbeere
Gelbe Resede
Goldrute
Ackerwinde
Seifenkraut
Mäuse-Gerste
Krauser Ampfer
Rainfarn
Weidelgras
Beifuß
Einjähriges Berufkraut
Wilde Möhre
Knollen-Platterbse
Großer Bocksbart
Ackerkratzdistel
Bitterkraut
Zottelwicke
Kompass-Lattich
Wilde Karde
Katzenschweif
Löwenzahn
Weißer Steinklee
Hopfenklee
Zaunwinde
Pyrenäen-Storchschnabel
Kohl-Gänsedistel
Brennnessel
Nelkenwurz
Breitwegerich
Echte Kamille
Krähenfuß
Vogelknöterich
Pfeilkresse
Stumpfblättriger Ampfer
Punktierter Gilbweiderich
Zaunwicke
Akelei
Rainkohl
Klette
Schöllkraut
Wegdistel
Hirtentäschelkraut
Gehölze
Vogel-Kirsche
Birnbaum
Walnuss
Sommerflieder
Brombeere
Weißdorn
Gewöhnliche Waldrebe
Blutroter Hartriegel
Salweide
Birke
Moorbirke
Bergahorn
Esche
Stieleiche
Jungfernrebe (Wilder Wein)
Haselnuss
Spitzahorn
Ginkgo
Eschenahorn
Kulturrebe